Gastbeitrag von Monika Gesang
Körperlich fühlte ich mich schon seit einiger Zeit nicht mehr so fit, schob es aber auf den enormen Stress, den ich seit Monaten hatte. Zeit für Sport gab es auch nicht mehr. Als ich es allerdings nicht einmal mehr schaffte, 100 Meter zu joggen, meine Fußsohlen taub wurden und ich immer häufiger Migräne und Schwindelzustände bekam, ging ich zum Arzt.
Diesen Prozess verkürze ich an dieser Stelle. Die Diagnose war nach einigen Untersuchungen klar und eindeutig: Multiple Sklerose.
Also bekam ich in der neurologischen Fachklinik Kortisoninfusionen und wurde nach ein paar Tagen bereits wieder nach Hause entlassen. Für die medizinische Weiterbehandlung bekam ich noch eine Informationsmappe der drei gängigsten MS-Medikamente mit nach Hause, von denen ich mir selbst eines heraussuchen durfte. Durch die Therapie mit diesen Medikamenten wird versucht, weitere Schübe zu verhindern, oder zumindest deren Verlauf zu entschleunigen. Und das war´s leider auch schon von der medizinischen Expertenfront.
Auf meine Fragen nach den Ursachen für die Krankheit und nach weiteren Möglichkeiten oder alternativen Heilmethoden gegen diese Autoimmunerkrankung zuckten die Ärzte nur mit den Schultern. Es könnte eventuell eine genetische Komponente geben, aber die konkreten Ursachen kenne man heutzutage noch nicht. Man müsse also weiter beobachten, forschen, abwarten … und ein Konjunktiv reihte sich an den nächsten.
Mein überforderter Zuckerstoffwechsel
Zu Hause fühlte ich mich damit erstmal mal richtig schlecht. Meine anhaltenden Symptomen erschlugen mich regelrecht: Alles war einfach nur noch anstrengend. Nach nur kurzen Gehstrecken krampften meine Beinmuskeln. Schwere Sachen rutschten mir beim Tragen durch die Finger und ich schleppte mich im Autopiloten mühsam durch den Arbeitsalltag. Wie ich später lernte, alles ganz klassische MS-, bzw. Fatigue-Symptome. Den Tag nach der Applikation der ersten Spritze des MS-Medikamentes fühlte ich mich noch dazu wie grippal geschlagen, bekam Gliederschmerzen, Schüttelfrost und Migräne.
Die Vorstellung mit 43 Jahren mein weiteres Leben auf Dauer so eingeschränkt verbringen zu müssen wurde immer unerträglicher. Aber die Ärzte gaben mir wenig Hoffnung auf Heilung. Hauptziel war es von medizinscher Seite „nur“ durch die Medikamente weitere schwere MS-Schübe zu verhindern.
Mein anhaltender Leidensdruck zwang mich damit selbst zur Suche nach anderen Therapiemöglichkeiten. Ich begann viel im MS-Bereich zu recherchieren und bin irgendwann auf einige neue Berichte und Studien zu Therapiemöglichkeiten neben der klassischen Schulmedizin für Autoimmunerkrankungen gestoßen. Im Gegensatz zur Schulmedizin untersuchen sie das Geschehen des Stoffwechsels genauer. Die erfolgsversprechenden Ergebnisse beruhen dabei auf neuen wissenschaftlichen Forschungen zum Energiestoffwechsel des Körpers. Ich war angefixt und habe danach direkt Kontakt mit einem Experten im Bereich Zuckerstoffwechsel aufgenommen.
Mein heilsames Ernährungskonzept: der Glycoplan
Die erste gute Nachricht während meiner ersten Besprechung mit dem Ernährungsexperten war, dass es mittlerweile in der Forschung durchaus eindeutige Ursachen für mein Autoimmungeschehen gab. Diese bestätigten sich bei mir schnell anhand einer individuellen und sehr detaillierten Befundaufnahme mit Hilfe eines Blutbildes. Das verschaffte mir endlich schonmal Klarheit, das ganze besser einordnen zu können. Die zweite gute Nachricht folgte: Es gibt die Möglichkeit, diese aus dem Ruder gelaufenen Mechanismen des Stoffwechsels positiv zu beeinflussen, so dass sich der Körper wieder regenerieren und bestmöglich selbst heilen kann.
Die Therapie basierte im Prinzip auf zwei Säulen: auf einer kohlenhydratreduzierten und natürlichen Ernährungsform sowie einer individuell abgestimmten zusätzlichen Nährstoffversorgung durch Nahrungsergänzungsmittel.
„Natürlich“ meint hier eine Lebensmittelzufuhr im Sinne der Naturvölker und damit in erster Linie den Konsum von industriell unverarbeiteten Nahrungsmitteln. Außerdem musste ich mich ab sofort von den „belastenden“ Kohlenhydraten trennen. Also den Kohlenhydraten, die aufgrund ihres hohen Glucoseanteils besonderes lecker schmecken…
Da sie für einen schnellen Blutzuckeranstieg und in der Folge hohen Insulinausstoß sorgen, führten sie bei mir zu einer dauerhaften Überlastung meines zu dem Zeitpunkt bereits entgleisten Zuckerstoffwechsels und kurbelten so meine Entzündungen im Körper immer weiter an. Diese Entzündungen köchelten sicher bereits lange Zeit verdeckt und waren in alten Standardblutbildern nicht zu entdecken. Die Forschung hat hier in den letzen Jahren in vielen Studien belegt, dass diese sogenannten stillen Entzündungen zu Störungen im Energiehaushalt führen und so auf Dauer das Gehirn und die Nerven, Blutgefäße, Herz und Nieren, Augen und Knochen aber auch die Muskeln schädigen können. Gelenkbeschwerden, Muskelschmerzen und starke Erschöpfungssymptome sind häufig Frühsymptome und Folgen dieser Stoffwechselentgleisung. Alles mir damals sehr bekannte Beschwerden…
Konkret bedeutete dies also für mich Verzicht: Für einen Zeitraum von 12 Monaten kein Weißmehl, keine Pizza, Nudeln, Brot, Süßgetränke und Früchte mit einem hohen Glukoseanteil mehr! Das tat zwar weh, aber mein Ziel mit dieser Ernährungsumstellung bestand darin, diesen Teufelskreis wieder zu unterbrechen, um meinem Körper die Möglichkeit zu geben, sich wieder selbst zu heilen.
Im Prinzip bin ich dann sehr diszipliniert dem sogenannten Glycoplan nach Dr. Kurt Mosetter gefolgt, den man kostenfrei auf seiner Webseite einsehen kann. Mit Hilfe eines sehr detaillierten Blutbildes erstellte ich zusätzlich einen individuellen Nährstoffplan, um meinen damaligen Mangelzustand mit Hilfe von Nahrungsergänzungsmitteln wieder auszugleichen.
Das gab mir nach all den bisherigen deprimierenden Prognosen endlich neue Zuversicht. In mir wuchs die Überzeugung, wieder selbst etwas gegen meinen desolaten gesundheitlichen Zustand unternehmen zu können. Damit fühlte ich mich nicht mehr so ohnmächtig und vor allem der Schulmedizin nicht mehr länger vollständig ausgeliefert. Ich konnte konkreten Einfluss nehmen, als nur noch darauf zu hoffen, dass mein MS-Verlauf gnädig mit mir sein würde.
Mein persönliches Fazit
Rückblickend auf diese sieben letzten Jahre kann ich die Ernährungstherapie allen Betroffenen empfehlen. Auch wenn die strenge Ernährungsweise bei mir viel mit Verzicht und einer durchaus lästigen Umgewöhnung einherging, so besserten sich bereits nach einem halben Jahr – natürlich mit Höhen und Tiefen – einige Symptome deutlich: Meine Fußsohlen hatten ihre vollen Gefühlsempfindungen wieder und meine Körperfitness wurde besser als je zuvor. Joggen und Bergsteigen strengt mich seitdem lange nicht mehr so an, wie früher.
Nach etwa 8 Monaten habe ich das schulmedizinische Medikament dann sogar abgesetzt, wodurch sich auch die genannten unangenehmen Nebenwirkungen deutlich verbesserten. Nach 1,5 Jahren hatte ich so gut wie keine Migräne mehr. Natürlich habe ich gelegentlich auch immer mal einen Tag, an dem ich mich nicht wohl fühle. Aber wer hat den nicht…?
Meine jetzige Lebens- und Ernährungsweise werde ich aufgrund dieser Erfahrung so beibehalten. Ich verschweige nicht, das sie viel Disziplin und immer wieder neues Durchhaltevermögen abverlangt. Aber es lohnt sich jeden Tag aufs Neue wenn ich meinen Cappuccino wieder sicher in meinen Händen halte, kopfschmerzfrei im Büro sitze und abends noch energiegeladen zum Reitstall fahren kann. Ich fühle ich mich nicht mehr länger krank und der Weg über diese Ernährungsumstellung hat mich „zurück in ein normales Leben“ geführt.
Empfehlungen für weiterführende Literatur zum Thema
Wirk-Koch-Buch – Wirkung durch artgerechte Ernährung – Leo Pruimboom, Daniel Reheis, Martin Rinderer, Bucher
Das Wirk+Koch+Buch ist ein Kochbuch der ganzheitlichen Art und basiert auf dem Ansatz der klinischen Psycho-Neuro-Immunologie (kPNI). Sie ist eine stetig wachsende integrative klinische Wissenschaft, die Zusammenhänge zwischen Psyche, Immunsystem und neurologischen Prozessen untersucht und die Erkenntnisse in den klinischen Alltag integriert. Mit seinen Rezepten und den jeweils angeführten Lebensmittellisten kann es als Ideensammlung für neue Rezeptkreationen oder auch einfach nur zum Nachkochen verwendet werden.
Über Moni
Monika Gesang leitet eine duale Praxis für Ernährungsberatung mit Schwerpunkt auf Autoimmunerkrankungen sowie Physiotherapie am Bodensee in Radolfzell. Ihr berufliches Steckenpferd ist die Myoreflexbehandlung. Hier werden durch Fingerdruck hauptsächlich die Muskeln und Muskelketten mit einer angepassten Druckpunktstimulation behandelt. Das in Schieflage geratene Kräftverhältnis des Muskelapparates kommt zurück in sein Gleichgewicht, wodurch schmerzfreie und uneingeschränkte Bewegungen wieder ermöglicht werden. So lassen sich vor allem Schmerzen des Bewegungsapparates wie Gelenkschmerzen, Bandscheibenvorfälle, Schulter-, Nackenprobleme aber auch Migräne, Schwindel und Sehstörungen behandeln.
Neben ihrem Beruf, liebt sie ihren Mann, den Bodensee und vor allem ihr Pferd.
Hier geht’s zu Monis Webseite.